Am vergangenen Wochenende hat die Bundesregierung (erneut) einen Großteil an Vertrauen der Bevölkerung und der niedergelassenen Ärzteschaft in ihre Corona-Politik verloren!
Noch am vergangenen Donnerstag richtete die Bundeskanzlerin einen dringenden Appell an alle Ungeimpften, sich impfen zu lassen sowie an die Geimpften, diesen Schutz zu erneuern. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Gassen gab dann am Freitag bekannt, dass wir in dieser Woche mit einem Impfrekord starten werden, denn von den Arztpraxen wurden fast fünf Millionen Impfdosen bestellt.
Doch der für die Steuerung dieser aufgestockten Impfkampagne zuständige Bundesgesundheitsminister Spahn machte mit seiner Begrenzung der Bestellmenge für den Impfstoff von BioNTech auf 30 Impfdosen pro Praxis und Woche noch am gleichen Freitag vergangener Woche eine „Vollbremsung auf gerader Strecke“, wie es Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Dresen zutreffend formulierte. Die Bestellmenge pro Arztpraxis wurde zwischenzeitlich auf 48 Impfdosen pro Woche erhöht, was aber das Grundproblem nicht löst.
Neben der Bestellung der Impfstoffe hatten die Arztpraxen nun aber schon unzählige Impftermine für die nächsten Wochen und Monate, teilweise auch an den Wochenenden organisiert. Impfwillige (und Unwillige) riefen – parallel zum normalen Praxisgeschäft – mit ihren Fragen und Anliegen rund um das Thema Corona in den Praxen an und wurden beraten. Mit der nun vorgenommenen Rationierung der Impfdosen von BioNTech kommt ein Aufwand auf die Arztpraxen zu, der die eigentliche Arbeit im Rahmen der Impfkampagne erheblich beeinträchtigt. Denn ein Austausch der Impfstoffe ist vielen Impfwilligen nur sehr schwer zu vermitteln. Hier muss zum Teil umfangreiche Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn natürlich ist für den Laien der knappe Impfstoff automatisch der Bessere. Die Sächsische Impfkommission (SIKO) hat am 22.11.2021 in diesem Zusammenhang eine Auffrischung mit dem jeweils anderen mRNA-Impfstoff (heterologe Impfung) zur Steigerung der Schutzwirkung empfohlen und damit ihre für den 01.12.2021 geplante Impfempfehlung um eine Woche vorgezogen.
Wir fordern von Herrn Spahn den sofortigen Rücktritt, zuvor allerdings noch eine zeitnahe und deutliche Aufstockung der wöchentlich abrufbaren BioNTech-Impfdosen für alle Arztpraxen, um den bereits entstandenen Schaden für die Impfkampagne einzudämmen. Ein erster Schritt sollte dabei die Umverteilung der für die mobilen Teams vorgesehenen BioNTech-Impfdosen auf die Arztpraxen sein, damit diese die bereits bestellten Patienten impfen können. Denn für die Ärzteschaft geht es hier um das Vertrauen ihrer Patienten als Grundlage ihrer Arbeit. Ein Vertrauensverlust hätte einen gewaltigen bleibenden Schaden für unser gesamtes Gesundheitswesen zur Folge.
V.i.S.d.P.: Dr. med. Klaus Heckemann
Vorstandsvorsitzender der KV Sachsen