Zur Stärkung der ärztlichen Versorgung in Regionen, in denen es an Haus- bzw. Fachärzten mangelt, betreibt die KV Sachsen sogenannte Eigenpraxen. Um der Unterversorgung mit Hautärzten in Ostsachsen entgegenzuwirken, wurde im Frühjahr 2023 eine Dermatologiepraxis in Bautzen eröffnet. Hier versorgen Frau Dr. Josefine Seewöster und ihr Team Patienten aus der gesamten Region. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit und ihre Wünsche für die Zukunft der Praxis gesprochen.
Frau Dr. Seewöster, Sie sind seit Mai 2023 in der dermatologischen Eigenpraxis der KV Sachsen angestellt. Wie sah Ihr Werdegang aus, bevor Sie dort angefangen haben?
Ich bin jetzt im dritten Jahr als Fachärztin für Dermatologie tätig. Meine Weiterbildung habe ich damals in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie im Uniklinikum Dresden begonnen. Danach war ich in zwei hautärztlichen Praxen in Leipzig tätig, eine davon mit allergologischem Schwerpunkt. Später bin ich in das Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt gewechselt, wo ich meine Weiterbildung bei Prof. Wollina abgeschlossen habe, bei dem ich auch promoviert habe. Dort habe ich auch meine Zusatzqualifikation für Allergologie erworben.
Was hat Sie damals bewogen, sich auf diese Stelle in Bautzen zu bewerben?
Das hatte vielfältige Gründe. Zum einen wollte ich damals schon in der Praxis meines Vaters arbeiten. Das war zu dem Zeitpunkt aber nicht in Vollzeit möglich, weshalb ich auf der Suche nach einer weiteren Stelle war.
Zum anderen hat es mich gereizt, in Bautzen zu arbeiten, weil die Herausforderung aufgrund der Unterversorgung groß ist. Außerdem habe ich in die Oberlausitz auch persönliche Verbindungen. Die Familie meines Vaters kommt ursprünglich aus der Oberlausitz, mein Opa wohnt in Neusalza-Spremberg. Deshalb habe ich einen positiven Bezug zur Region.
Sie selbst wohnen in Dresden und pendeln nach Bautzen.
Richtig, aber der Arbeitsweg ist sehr angenehm, weil ich eher antizyklisch fahre. Während ich nach Bautzen hineinfahre, fahren mehr Leute heraus und umgekehrt.
Wie gefällt Ihnen die Stadt?
Da ich vorrangig zum Arbeiten in Bautzen bin, sind die Eindrücke natürlich kurz. Aber die Stadt ist wunderschön. Ich bin Mittelalterfan und es gibt noch so viel erhaltene mittelalterliche Bausubstanz, eine wunderschöne Altstadt. Die ist aber nicht wie ein lebendiges Museum, sondern eine wirklich lebenswerte Stadt. Es gibt schöne Cafés, Einkaufsmöglichkeiten, es ist alles da.
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Gerne möchten wir einen Einblick in die Arbeit der Eigenpraxis geben. Wie groß ist das Praxisteam und wer gehört alles dazu?
Wir sind vier Personen in der Praxis. Neben mir gibt es seit neuerem noch eine ärztliche Kollegin, Frau Dr. Silvia Mirtschink. Sie unterstützt uns dankenswerterweise trotz ihrer Rente einen Nachmittag in der Woche, um dem hohen Patientenaufkommen Herr zu werden.
Außerdem haben wir zwei Schwestern, die ursprünglich aus der Chirurgie kommen, sich aber sehr schnell in der Dermatologie zurechtgefunden haben. Die beiden teilen sich alle Aufgaben, das heißt die Anmeldung und alle anderen schwesterlichen Tätigkeiten.
Was schätzen Sie besonders an Ihrem Team?
Am Anfang war alles etwas ganz Besonderes für uns. Die dermatologische Eigenpraxis ist ja ein Novum gewesen und wir mussten alles relativ frei organisieren. Da waren die Schwestern eine riesige Unterstützung, bis wir unsere gemeinsame Struktur gefunden haben. Sie zeigten ein hohes Maß an Eigeninitiative und Fleiß, ganz viel Begeisterung, ganz viel Expertise und Wissbegierde – und tun das natürlich heute noch. Wir haben sehr voneinander profitiert. Und es ist einfach ein sehr freundliches Miteinander mit den Schwestern und Frau Dr. Mirtschink, was sich auch an unseren gemeinsamen Teambuildingtagen zeigt.
Wie gestaltet sich die Arbeit in der Praxis?
An zwei Wochentagen findet eine lange Sprechstunde statt. Zusätzlich hat die Praxis einen weiteren Nachmittag in der Woche geöffnet.
Am Anfang hatten wir in erster Linie Akutpatienten. Das hat sich im Laufe der Zeit etwas gewandelt. Wir bieten jetzt vormittags zu Beginn der Sprechzeit eine zweistündige Akutsprechstunde an. In der Terminsprechstunde finden zum Beispiel Folgetermine, Tumornachsorgen oder Hautchecks statt.
Wie ist die Ausstattung der Praxis?
Wir haben zwei Räume zur Verfügung: ein Hauptsprechzimmer für die Sprechstunde und ein zweites Zimmer, in dem beispielsweise Hautchecks stattfinden, die die Schwestern schon für mich vorbereiten. Wir haben dort Möglichkeiten für Probeexzisionen, bakteriologische und mykologische Diagnostik, Blutentnahmen und kleine Eingriffe – keine richtigen Operationen, bei denen genäht werden muss, aber Shave-Exzisionen sind zum Beispiel möglich.
Die Ausstattung ist hervorragend. Die KV Sachsen ist mir bei der Auswahl sehr entgegengekommen. Hervorzuheben sind unsere sehr guten Untersuchungsleuchten und Tageslicht in beiden Untersuchungszimmern. Das ist für Dermatologen sehr wichtig. Wir haben in beiden Zimmern jeweils ein sehr gutes Dermatoskop, das ich regelmäßig für die Beurteilung der Patienten brauche. Für die kleinen Eingriffe haben wir Einmalbesteck. Und das Computersystem ist hervorragend. Das werden alle Ärzte kennen, die schon einmal Notdienst gemacht haben.
In Bautzen drohte eine Unterversorgung im hautärztlichen Bereich. Wie haben die Bautzener die Praxis angenommen?
Da gibt es eine kleine Anekdote von meinem ersten Arbeitstag, als ich an der Praxis ankam. Die Patienten standen den ganzen Flur entlang und durch das Treppenhaus hinunter bis zur Eingangstür des Gebäudes. Ich musste mich in meiner Privatkleidung an ihnen vorbeimogeln, wodurch etwas Unruhe in der Patientenschlange entstand und sich aufgeregt wurde, dass ich mich vordrängele. Meine Antwort „Na ja, ich bin aber die Ärztin und wenn Sie mich nicht vorbeilassen, passiert hier gar nichts“ hat sehr zur allgemeinen Erheiterung beigetragen.
Ich denke, dieser erste Tag zeigt sehr gut, wie der Arbeitsalltag am Anfang aussah. Es waren unglaublich viele Patienten, da viele Allgemeinmediziner zuvor über die Praxisöffnung in Kenntnis gesetzt wurden und es sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen hat. Viele Patienten hatten Jahre auf einen Dermatologen gewartet. Wir haben eine ganze Zeit lang gebraucht, bis wir diesen Patientenströmen ein bisschen Herr wurden. Mittlerweile klappt das ganz gut. Die Praxis wurde wunderbar angenommen und wir können uns nach wie vor nicht über einen Mangel an Patienten beschweren. Sie kommen nicht nur aus Bautzen, sondern auch aus Görlitz, Bischofswerda, dem gesamten Oberland.
Wie ist das Feedback, das sie von den Patienten erhalten?
Das Feedback ist überwiegend positiv. Ich habe wirklich sehr dankbare, liebe und herzliche Patienten. Ich bekomme sogar Geschenke – Schokolade, Eier, Honig, alles, was es in der Region so gibt. Auch Selbstgebasteltes oder selbstgezeichnete Bilder waren schon dabei.
Negatives Feedback haben wir wenig. Frustration gibt es bei den Patienten natürlich ab und zu, aber die bezieht sich weniger auf die ärztliche Versorgung, sondern auf die Terminknappheit. Auch bei uns müssen sie lange auf einen Termin warten und wir müssen auch Patienten abweisen.
Können Sie etwas zu den Patientenzahlen sagen?
Seitdem Frau Mirtschink da ist, behandeln wir knapp 2.000 Patienten im Quartal.
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Werden Sie Teil unseres Teams und führen Sie die dermatologische Eigenpraxis in Bautzen weiter.
Die Anstellung erfolgt unbefristet in Voll- oder Teilzeit (mindestens 20 Stunden/Woche).
Worin sehen Sie die Vorteile von Eigenpraxen der KV Sachsen?
Da sehe ich sowohl Vorteile für die Region als auch für den angestellten Arzt.
Ich denke, der Vorteil für die Region ist sehr groß. Es war eine sehr gute Idee von der KV Sachsen, den Versorgungsauftrag so zu erfüllen, weil man so viel besser planen kann und Ärzte in genau den Regionen ansässig werden lässt, in denen sie dringend gebraucht werden.
Der angestellte Arzt hat aber auch viele Vorteile. Er kann quasi selbstständig arbeiten, aber sich auf seine ärztliche Tätigkeit konzentrieren. Er hat nicht das finanzielle Risiko, das er als niedergelassener Arzt hätte. Außerdem muss er sich nicht für einen bestimmten Zeitraum fest binden, die Anstellung ist in Voll- und Teilzeit möglich. Dazu kommt die Unterstützung bei organisatorischen Dingen. Der Arzt muss sich zum Beispiel nicht selbst um die Mitarbeiterführung oder die Materialbeschaffung kümmern.
Aus diesen Gründen würde ich es sehr gut finden, wenn die KV Sachsen das Konzept der Eigenpraxis auch auf weitere Regionen und Fachrichtungen ausweiten würde.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der KV Sachsen? Was läuft gut, was könnte vielleicht verbessert werden?
Neben der schon angesprochenen organisatorischen Unterstützung ist auf jeden Fall lobend hervorzuheben, wie viel Rücksicht bei der Einrichtung der Praxis auf meine Wünsche genommen wurde. Auch bei der Einstellung der Schwestern konnte ich mitauswählen.
Ein bisschen mehr beziehungsweise schnellere Unterstützung wünsche ich mir manchmal bei kleineren organisatorischen Dingen, wie Rücksprachen mit Heimen, dem Gesundheitsamt oder Hospitanten, die Anfragen stellen. Bei uns im Arbeitsalltag muss manches auch mal innerhalb einer Stunde entschieden werden. Das ist natürlich bei einer so großen Institution wie der KV Sachsen, in der sich untereinander abgesprochen werden muss, nicht immer gewährleistet.
Wenn die Praxis fortgeführt wird, was wir uns ja alle wünschen, wäre es sicherlich auch schön, wenn das Spektrum noch etwas erweitert werden könnte, zum Beispiel im Hinblick auf Exzisionen oder allergologische Testungen, weil dies vom zeitlichen und räumlichen Rahmen bisher nicht möglich ist.
Sie haben schon angedeutet, dass Sie die Praxis Ende März 2025 verlassen werden. Möchten Sie uns Ihren zukünftigen beruflichen Weg verraten?
Ich bin parallel schon in der Praxis meines Vaters tätig. Dort sehe ich meine persönliche Zukunft und möchte sie im nächsten Jahr voll übernehmen, sodass ich keine Kapazitäten mehr für die Praxis in Bautzen haben werde.
Im Übrigen denke ich, dass die Zukunft der ambulanten Versorgung in den Praxen liegt. Da wünsche ich mir auch weiterhin Unterstützung und den Abbau von Hürden, um die Niederlassung für junge Kollegen attraktiv zu machen.
Und was wünschen Sie sich für die Zukunft der dermatologischen Eigenpraxis?
Vor allem wünsche ich mir, dass ein qualifizierter Nachfolger sie fortführen wird. Das wünsche ich mir ganz sehr für meine Mitarbeiterinnen und Patienten.
Warum würden Sie anderen Ärzten empfehlen, die Praxis zu übernehmen?
Man kann sehr eigenständig arbeiten und sich seinen Arbeitsalltag gut frei strukturieren. Man hat viele Möglichkeiten, auch zu lernen. Gerade für junge Kollegen wie mich, die die Selbstständigkeit üben möchten, ist es hervorragend, weil man von organisatorischen Dingen entlastet wird. Man bekommt ein super eingespieltes Praxisteam, die Schwestern sind klasse. Dazu kommt ein vielseitiger Patientenstamm. Wir machen mittlerweile fast alles, vom Kind bis zum Greis. Tumore, Infektiologie, Allergologie – außer Kosmetik haben wir alles dabei. Und das mit diesem großen und dankbaren Patientenkollektiv – man kann sich eigentlich nichts Besseres wünschen.
„Die Praxis wurde wunderbar angenommen und wir können uns nach wie vor nicht über einen Mangel an Patienten beschweren.“
Kommunikation/rab