Am 5. März 2025 richtete die KV Sachsen mit „KVimpuls 2025 – Gemeinsam für eine sichere Gesundheitsversorgung im Freistaat“ die Auftaktveranstaltung eines jährlichen Forums zum Austausch zwischen politischen Entscheidungsträgen und Vertretern aus dem Gesundheitswesen aus.

Die Veranstaltung brachte im Löwensaal Dresden Vertreter aus dem Bundestag, dem Sächsischen Landtag, Landräte, Vertreter von Krankenkassen, Kliniken und Verbänden sowie aus der Vertreterversammlung der KV Sachsen zusammen.

Unter dem diesjährigen Leitthema „Gemeinsam für eine sichere Gesundheitsversorgung im Freistaat“ standen insbesondere die intersektorale Zusammenarbeit zwischen ambulantem und stationärem Bereich, politische Rahmenbedingungen, innovative Versorgungslösungen sowie die Nachwuchsförderung im Mittelpunkt. Die Journalistin, Autorin und Moderatorin Alexandra Gerlach führte professionell durch den Abend.

Begrüßung: Zeit für neue Wege

Dr. Sylvia Krug, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Sachsen, thematisierte in ihrer Begrüßung die hohe Relevanz und das große Interesse der anwesenden Gäste an der Sicherung der Gesundheitsversorgung in dieser aktuell brisanten Zeit

Angesichts der vorgezogenen Bundestagswahl und der laufenden Koalitionsverhandlungen sei es der richtige Zeitpunkt, um über den Reformbedarf zu sprechen. Nicht zuletzt wegen des demographischen Wandels sei die Gesundheitsversorgung, wie sie aktuell organisiert ist, nicht zukunftsfähig. In enger Zusammenarbeit müssten neue Wege gegangen werden.

Impulsvortrag: Gesundheitspolitische Entwicklungen und Gesetzgebung

Dr. Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), stellte in ihrem Impulsvortrag„Fahrplan für eine zukunftsfeste Gesundheitsversorgung – digital und ambulant vor stationär“ heraus, dass sich die Menschen in Deutschland jeden Tag auf die wohnortnahe, persönliche Gesundheitsversorgung verlassen könnten. Diese habe einen enormen, unverzichtbaren Wert für uns alle.

Sie erläuterte die aus Sicht der KBV resultierenden „Denkfehler“ des Bundesgesundheitsministeriums. Dazu gehören das Gleichsetzen der Selbstverwaltung mit Lobbyismus, das Ersetzen von Evidenz durch Ideologie, das Ersetzen von demokratischen Entscheidungen durch Einzelmeinungen und die Annahme, dass die Politik eine verlässliche Versorgung gewährleiste.

Zudem betonte sie die Notwendigkeit einer funktionierenden Digitalisierung. So sollten z. B. alle Akteure im Gesundheitswesen an die Telematikinfrastruktur angeschlossen werden.

Die neue Legislaturperiode müsse auch als Neustart für die Gesundheitsversorgung fungieren, denn diese sei Bestandteil des sozialen Kitts, der uns alle zusammenhalte, und eine der Grundlagen für sozialen Frieden und Wohlstand.

Podiumsdiskussion: Gemeinsam für eine sichere Gesundheitsversorgung

Einige der Gedanken aus Frau Dr. Steiners Impulsvortrag wurden auch in der anschließenden Podiumsdiskussion aufgegriffen. Unter Moderation von Frau Gerlach war das Podium mit folgenden Teilnehmern besetzt (v.l.n.r.):

  • Rainer Striebel, Vorsitzender des Vorstands der AOK PLUS

  • Daniela Kuge, MdL, CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag

  • Dr. Stefan Windau, Vorsitzender der Vertreterversammlung der KV Sachsen

  • Alexandra Gerlach, Moderation

  • Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

  • Lars Rohwer, MdB, CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag

  • Dr. Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)

In der Diskussion wurde deutlich, dass eine sichere Gesundheitsversorgung nur gemeinsam zu erreichen sei. So hob Frau Staatsministerin Köpping hervor, dass die Patienten sowohl die ambulant tätigen Ärzte als auch die Notfallversorgung sowie Kliniken brauchten. Die Herausforderungen könnten nur gemeinsam gelöst werden. Die Podiumsteilnehmer äußerten sich dabei positiv zum guten Kontakt und zur Zusammenarbeit der Gesundheitsakteure in Sachsen.

Als Voraussetzungen für die gemeinsame Sicherstellung der medizinischen Versorgung wurden insbesondere politische Rahmenbedingungen, Patientensteuerung sowie Digitalisierung und telemedizinische Angebote thematisiert. So sprachen sich sowohl Frau Dr. Steiner als auch Herr Dr. Windau für ein Praxenzukunfts- bzw. Praxenstärkungsgesetz aus. Klare ordnungspolitische Rahmenbedingungen würden benötigt. Frau Staatsministerin Köpping bedauere, dass die Gesundheitsversorgung vor der vergangenen Bundestagswahl keine vordergründige Rolle gespielt habe.

Herr Dr. Windau äußerte die Notwendigkeit der Implementierung eines geregelten Ersteinschätzungssystems für Notfallpatienten. Es brauche außerdem eine koordinierende Steuerungsfunktion durch z. B. die Hausärzte. Die Politik vermittele den Menschen das Gefühl der Möglichkeit uneingeschränkter ärztlicher Inanspruchnahme der Leistungserbringung. Tatsächlich habe ein Patient in Deutschland statistisch gesehen 1,3 Hausärzte. Herr Dr. Windau forderte klare Regeln für die Inanspruchnahme; ein ordnungspolitischer Rahmen müsse geschaffen werden.

Herr Striebel kritisierte die Einengung in Bundesgesetze; es müsse aufgrund unterschiedlicher Herausforderungen mehr vor Ort geregelt werden können. Zudem nannte er die freie Arztwahl einen Mythos. Die Menschen in bestimmten Regionen seien froh, wenn sie überhaupt einen Arzttermin bekämen. Herr Rohwer sprach neben der notwendigen Patientensteuerung auch die Prävention an, damit grundlegend weniger Kranke versorgt werden müssten.

Frau Dr. Steiner schlug eine vorgeschaltete Videosprechstunde vor, welche aber nur dann funktioniere, wenn eine Anschlussversorgung vorhanden sei. Auch andere Akteure im Gesundheitswesen müssten an die Telematikinfrastruktur angebunden werden. Digitale Anwendungen sollten sowohl durch ihren Mehrwert als auch ihre Nutzerfreundlichkeit überzeugen. Frau Kuge betonte, dass es vor allem im ländlichen Raum mehr Digitalisierung brauche.

Im Fokus: Gesundheitsinnovationen der KV Sachsen

Drei innovative Versorgungsprojekte der KV Sachsen wurden im Anschluss von Dr. Ioana Minculescu, Fachbereichsleiterin Versorgungsprojekte, vorgestellt.

Mit den Ambulanten Versorgungs- und Weiterbildungszentren (AVWZ), der mobilen Augenpraxis MUBE (Mobile Untersuchungs- und Behandlungseinheit) und dem dermatologischen Telekonsil in der Hausarztpraxis wurden Modelle geschaffen, die die medizinische Versorgung in weniger gut versorgten Regionen und Fachrichtungen stabilisieren.

Resümee und Ausblick

In ihrem Resümee zeigten sich Frau Dr. Krug und Herr Dr. Windau erfreut über die gute und offene Diskussion. Die Beteiligten seien sich über die Ziele einig, nur noch nicht immer über den geeigneten Weg. Neben den vielen weiteren auch bei der Politik angesprochenen Aspekten war es Ihnen besonders wichtig, dass die Patientensteuerung endlich zum Thema wird, sie betonten jedoch noch einmal die Notwendigkeit politischer Rahmenbedingungen.

Bei einem gemeinsamen Ausklang der Veranstaltung kamen die Anwesenden ins persönliche Gespräch. Die Zusammenarbeit aller Akteure im Gesundheitswesen soll gestärkt und Lösungswege für eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung in Sachsen sollen gemeinsam entwickelt werden.


Kommunikation/rab