30 Jahre Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz: Das sind 30 Jahre serviceorientierte Tätigkeit für die ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten vom Vogtland übers Erzgebirge bis hin nach Mittelsachsen.

Die Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz im Wandel

Alles begann schon im Herbst 1990: Die Bezirksstelle (BST) Chemnitz der KV Sachsen im ehemaligen Regierungsbezirk Karl-Marx-Stadt nahm in der Bahnhofstraße ihre Arbeit auf. Mit zwei Mitarbeiterinnen und einem Ärzteberater der KV Bayerns aus Regensburg hatten die Ärztinnen und Ärzte einen ersten Anlaufpunkt, um sich mit den Strukturen der Niederlassung in eigener Praxis vertraut zu machen.

Der gesamte Veränderungsprozess verlief in Sachsen sehr dynamisch. So gab es im Regierungsbezirk Chemnitz im Januar 1990 insgesamt 66 frei niedergelassene Ärzte, aber über 1.800 angestellte Ärzte in staatlich geführten Polikliniken. Im Oktober 1991 waren es schon über 1.500 frei niedergelassene Ärzte und nur noch 300 Ärzte in Polikliniken. Schwerpunkte des sich sehr zügig vollziehenden Aufbauprozesses der Bezirksstelle Chemnitz waren der Aufbau der Abteilung Sicherstellung mit der Erstellung eines Arztregisters, die Begleitung der Ärzte in die eigene Niederlassung sowie der Aufbau der Abteilung Abrechnung, um den Ärzten die Modalitäten der Abrechnung zu vermitteln und die Organisation und Buchung der Geldflüsse zu realisieren. Dies konnte nur durch das besondere Engagement der ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzte der ersten Stunde – genannt seien insbesondere Frau Dr. Schwäblein-Sprafke, Frau Dr. Matz, Herr Dr. Kerber, Herr Dr. Beyreuther – gelingen. Unverzichtbar war auch die Unterstützung durch die „Patenbezirksstelle“ Regensburg der KV Bayerns.

Nachdem auf zum Teil sehr unkonventionelle Weise (Bewerbungsgespräche fanden schon mal während der Sprechstunde zwischen zwei Patiententerminen statt) die ersten zukünftigen Führungskräfte der KV Sachsen ausgewählt worden waren, hatte die KV Bayerns ab 1. Oktober 1990 die künftigen Geschäftsführer, Stellvertreter sowie die Abteilungsleiter Abrechnung und Sicherstellung der drei Bezirksstellen und der Landesgeschäftsstelle für einen dreimonatigen „Crashkurs“ nach München geholt, um mit einem ambitionierten Schulungsprogramm erforderliche Kenntnisse und Strukturen für den Aufbau und den zukünftigen Betrieb der KV Sachsen zu vermitteln. Da die Niederlassungswelle aber wesentlich schneller war als erwartet, nahmen die zur Aus- und Weiterbildung in München befindlichen Führungskräfte bereits im Dezember 1990 teilweise ihre Tätigkeit in Sachsen auf. Auf die ersten Sitzungen der „eigenen“ Zulassungsausschüsse in Sachsen blickten alle Beteiligten mit einem gewissen Stolz.

Zu Beginn des Jahres 1991 arbeiteten schon 15 Mitarbeiter in der Bezirksstelle Chemnitz. Im Februar 1991 erfolgte dann der Umzug in die Markersdorfer Straße in ein Gebäude, das kurz vor der Wende als Poliklinik gebaut worden war, aber nie als solche genutzt wurde. Da auch dort die Anzahl der Mitarbeiter schnell anstieg – inzwischen betrug die Mitarbeiteranzahl bereits 150 – beschloss die Vertreterversammlung der KV Sachsen im Frühjahr 1992, für alle Dienststellen in Sachsen neue Verwaltungsgebäude zu bauen. 1996 konnte das neue Gebäude gemeinsam mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank in der Carl-Hamel-Straße bezogen werden. Aktuell arbeiten 117 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz.

Das leistet die Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz

Die Ärzteberaterinnen und -berater begleiten die Ärztinnen und Ärzten, die Psychotherapuetinnen und Psychotherapeuten vom ersten Schhritt in die eigene Niederlassung und beraten sie viele Jahre später beim Ausstieg aus der Praxisstätigkeit. Das vertrauensvolle Verhältnis zum Berater wird selbstverständlch auch während der Praxistätigkeit rege genutzt z. B. wenn es um die Beschäftigung von Ärzten in Weiterbildung, Vertretung, Personalsuche, Fördermaßnahmen u. v. a. geht. Die Vielschichtigkeit der ambulanten Tätigkeit spiegelt sich auch in den weiteren Beratungsangeboten der BGST Chemnitz wider. Fachkompetente Unterstützung erhalten unsere Mitglieder zu allen Fragen der Verordnung von Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln.

Zum Kerngeschäft der Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz zählt nicht nur die termingerechte Bearbeitung der Abrechnung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind auch Ansprechpartner zu allen Fragen der Erstellung der Abrechnung. Persönliche Beratungsangebote, Workshops und Schulungen für das Praxispersonal ergänzen unsere Dienstleistungen. Nicht nur zu Abrechnungsfragen, sondern in der ganzen Breite der vertragsärztlichen Tätigkeit führen wir im Haus Fortbildungsveranstaltungen – mittlerweile auch in Online-Formaten – durch.

Ein anderer Meilenstein in der Historie der Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz ist die Einführung des flächendeckenden Mammographie-Screening-Programms im Jahre 2002. Am 1. Juli 2007 startete das Mammographie-Screening-Programm in Sachsen in den Screening-Einheiten Dresden und Chemnitz. Insgesamt ist das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm in fünf Screening-Einheiten mit insgesamt 22 Praxen und vier Mammobilen strukturiert. In Sachsen leben 600.000 anspruchsberechtigte Frauen, welche im Zyklus von zwei Jahren regelmäßig zur Früherkennung eingeladen werden. In der Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz wurde mit Einführung des Programmes die Zentrale Stelle aufgebaut, welche in enger Zusammenarbeit mit den Programmverantwortlichen Ärzten die Terminvergabe und Einladung der Frauen koordiniert. Es werden wöchentlich ca. 9.000 Einladungen versendet, 3.000 Anrufe und 1.000 E-Mails bearbeitet. Dafür verfügt die Zentrale Stelle insgesamt über zwölf Mitarbeiter.

Eine weitere Herausforderung stellte die Zeit ab Herbst 2015 dar. Im Auftrag des Staatsministeriums wurde in kürzester Zeit in Chemnitz am Klinikum eine Asylpraxis eingerichtet, um die ambulante medizinische Betreuung der Asylsuchenden zu gewährleisten. Mittlerweile ist die Internationale Praxis nach zweimaligem Umzug seit dem 1. April 2020 in neuen Räumen, die gemeinsam mit der Bereitschaftspraxis genutzt werden und behandelt ca. 3.000 Patienten mit Migrationshintergrund pro Quartal aus dem gesamten Stadtgebiet Chemnitz.

Fit für die Zukunft

In allen Fachbateilungen hat sich in 30 Jahren das Aufgabenportfolio stark verändert. Besonders offensichtlich ist die Digitalisierung der Abrechnung. Hat die Bezirksstelle in den Anfangsjahren noch Wäschekörbe gefüllt mit Abrechnungsscheinen persönlich entgegen genommen, gibt es mittlerweile nur noch wenige Mitglieder, die ihre Abrechnung postalisch per Datenträger einreichen.

Die Durchführung der Vorabprüfung und die anschließende Online-Abgabe der Abrechnungsdatei ist für fast alle Praxen zur Routine geworden. Das Auf- und Abbauen von Annahmeplätzen im Foyer der Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz gehört damit ebenso der Vergangenheit an, wie das Erfassen von Abrechnungsdaten durch die Mitarbeiterinnen.

Die Aufgaben aus Qualitätssicherungsvereinbarungen, welche die KBV abgeschlossen hat, sind so gewachsen, dass es seit 2008 dafür eine eigene Fachabteilung Qualitätssicherung gibt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereiten zum einen die Unterlagen für die erforderlichen Prüfungen durch die Fachkommissionen vor, bieten aber auch umfangreiche Beratungsangebote zu allen Fragen der Qualitätssicherung an.

Im Wandel von sogenannter „Ärzteschwemme“, nicht vorhandenen Niederlassungsmöglichkeiten und Zulassungsbeschränkungen beschäftigt uns seit einigen Jahren der zunehmende Ärztemangel im hausärztlichen Bereich und den grundversorgenden Fachgebieten. Deshalb steht die langfristig nachhaltige Arztakquise ebenso im Fokus wie die Entwicklung von und Beratung zu Förderprogrammen. Die Erfahrungen aus dem zeitweisen Betrieb einer Eigenpraxis in der unterversorgten Region Reichenbach gehen dabei ebenso ein, wie Informationen aus Gesprächen mit unseren Mitgliedern vor Ort, Bürgermeistern und Akteuren aus dem stationären Bereich.

Neue Versorgungsformen und -strukturen wie MVZ verändern die Versorgungslandschaft und erfordern neue Strategien und Beratungskonzepte.

Über viele Jahre war die jährliche Informationsveranstaltung der Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz in der Stadthalle Limbach-Oberfrohna eine feste Größe zum berufspoltischen Gedankenaustausch. Um besser auf die regionalen Belange eingehen zu können, wurde das Konzept überarbeitet und im neuen Format „KV vor Ort“ auf der Ebene der Landkreise bzw. der Stadt Chemnitz fortgeführt.

Mit Ausbruch der SARS-CoV-2-Pandemie im Frühjahr 2020 begann für die Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz ein bisher nie da gewesener Arbeits- und Organisationsaufwand. Mit der ersten Verteilung von wenigen FFP2-Masken, dem umfassenden Versandmanagement von Schutzausrüstung, dem Betreiben eigener Testpraxen und Testzentren in Plauen, Aue, Zwickau und Chemnitz und der Akquise und Planung des medizinischen Personals für die Impfzentren und mobilen Impfteams haben wir völlig neue Herausforderungen angenommen. Trotz der pandemischen Situation wurde das Kerngeschäft aufrecht erhalten.

Die Bezirksgeschäftsstelle war und ist weiterhin Ansprechpartner für die Ärzte und Psychotherapeuten.

Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz
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