Editorial von Dr. med. Klaus Heckemann

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns hat im Sommerheft des KVB Forums das Editorial dem Thema „Gendern“ gewidmet. Ich selbst bin seit wenigen Wochen Mitglied im „Verein Deutsche Sprache“. Sie ahnen schon einen gewissen Konflikt.

Die KVB kam zu dem Schluss, zukünftig den Genderstern verwenden zu wollen, hatte aber Ihre Mitglieder*innen zur Diskussion darüber aufgefordert. Die Resonanz war offensichtlich gewaltig. An die Leser erging in der Folge ein Schreiben der Pressestelle, in dem es u. a. heißt:

… vielen Dank für Ihren Leserbrief. Zum Thema „Gendersternchen in KVB FORUM“ haben uns derart viele Zuschriften erreicht, dass wir in der kommenden Ausgabe noch einmal inhaltlich dazu Stellung nehmen werden. Für Sie vorab zur Information: Wir werden auf das „Gendersternchen“ verzichten. … Wir danken Ihnen ausdrücklich, dass Sie sich in [die] Diskussion eingebracht haben und hoffen, dass unsere Entscheidung in Ihrem Sinne ist …

Nun, wer kommt denn auch nur auf die Idee, dass z. B. die Bundesärztekammer die – sich mittlerweile in der Mehrzahl befindenden – Ärztinnen nicht umfasst? Auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) ist keine männliche Veranstaltung.

Die Ärztinnen, die ich persönlich kenne, repräsentieren offensichtlich die Mehrheit der weiblichen Bevölkerung, die in Umfragen das Gendern ablehnt. Ärztinnen per se sind allerdings auch ausnahmslos keine Quotenfrauen. Man könnte in unserem Beruf vielleicht eher darüber nachdenken, für männliche Ärzte eine Zwangsquote zu schaffen … Nein, das wollen wir natürlich nicht.

Ich kann es nicht nachvollziehen, wie man auch nur ansatzweise glauben kann, dass bei der generischen Berufsbezeichnung „Ärzte“ die Ärztinnen nicht gemeint sind (oder vielleicht höchstens – negativ konnotiert – „mit“-gemeint sind). Es wäre wohl grober Unfug, in Sachsen das gleiche Experiment wie in Bayern durchzuführen, nicht zuletzt, weil uns hier doch historisch bedingt ein paar Jährchen westliche Dekadenz fehlen. Wir möchten hiermit als KV Sachsen erklären, dass wir auch weiterhin ausschließlich das generische Maskulinum verwenden werden. Ich bin mir sicher, der zu erwartende Shitstorm ist beherrschbar.

Außerdem: Könnte es vielleicht sein, dass Deutschland wichtigere Probleme als dieses hat?

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

natürlich werden wir Sie auch zukünftig in dieser bewährten Form ansprechen, in der sowohl Höflichkeit als auch, zumindest wenn es von einem Mann verfasst ist, Hochachtung vor dem weiblichen Geschlecht zum Ausdruck gebracht werden soll.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen

Klaus Heckemann