KV Sachsen war mit innovativem Projekt vertreten: Dr. Gunnar Dittrich stellte das Sächsische Fernbehandlungsmodell vor.

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat am 16. März 2022 drei herausragende Modelle der ambulanten Versorgung mit dem Titel „Ausgezeichnete Gesundheit 2022“ prämiert. Insgesamt zehn regionale Projekte hatten sich um die Innovationspreise in den Kategorien „Versorgung digital“, „Versorgung in der Pandemie“ und „Versorgung kreativ“ beworben.

Auch die KV Sachsen war mit einem innovativen Projekt vertreten. Dr. Gunnar Dittrich stellte das Sächsische Fernbehandlungsmodell vor, bei dem Patienten mit leichten Erkrankungen über die Terminservicestelle mittels SmED ersteingeschätzt und an teilnehmende Ärzte vermittelt werden. Geeignete Patienten erhalten so kurzfristig eine (video)telefonische Behandlung, Überweisung an einen Facharzt oder das benötigte Rezept. Andere Versorgungsbereiche wie Arztpraxen, Notaufnahmen und der Bereitschaftsdienst können dafür entlastet werden.

Über die Vergabe der Auszeichnungen hatten die gut 400 im Allianz Forum in Berlin-Mitte Anwesenden sowie digital zugeschalteten Gäste unmittelbar nach den jeweils vierminütigen Projekt-Statements per Liveabstimmung virtuell abgestimmt. Anschließend diskutierten führende Vertreter aus Politik und Selbstverwaltung über den Innovationscharakter der ausgezeichneten Initiativen und die aktuellen Herausforderungen der vertragsärztlichen Medizin.

„Dieser Abend hat gezeigt, wie facettenreich und innovationsstark die ambulante Versorgung in Deutschland ist. Wir haben erlebt, mit welch außergewöhnlichem Einsatz sich alle Mitarbeitenden in den Praxen, ärztliches wie nichtärztliches Personal, gegen die Corona-Pandemiewelle gestemmt haben. Sie waren es, die die Kliniken vor der Überlastung bewahrt haben. Die über 85 Millionen in den Praxen vorgenommenen Impfungen gegen das Covid-19-Virus sind dafür ein starkes Zeugnis. Kurzum: Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sind die Herzkammer der medizinischen Regel- und Krisenversorgung in Deutschland“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Einige der hier vorgestellten Projekte verdienten es, Vorbilder künftiger Reformschritte zu werden, so von Stillfried weiter: „Das System der Kassenärztlichen Vereinigungen garantiert eine flächendeckende haus- und fachärztliche Versorgung in hoher Qualität. Die Praxen sind nah dran an den Menschen, arbeiten effizient, schnell und sicher. Wir haben drei Preisträger, aber alle zehn Projekte des heutigen Abends haben verdient die Aufmerksamkeit eines großen Publikums gewonnen. Wir wünschen uns, dass sie weiterhin erfolgreich zur innovativen medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten in den Regionen beitragen werden.“

Der erste Preis in der Rubrik „Versorgung digital“ ging an das Projekt Videosprechstunde der KV Niedersachsen, welches den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst ergänzt. Zwischen 9 und 16 Uhr wird Hilfesuchenden, die über die 116117 entsprechend medizinisch ersteingeschätzt worden sind, eine Videosprechstunde angeboten. Die Person nimmt im virtuellen Wartezimmer Platz und wird dann dort von einem diensthabenden Bereitschaftsarzt abgeholt. Für Patienten und Ärzte in Zeiten von Corona-Kontaktbeschränkungen ein großer (Zeit-)Gewinn.

Platz 1 in der Session „Versorgung in der Pandemie“ hat sich die Initiative COVID-Schwerpunktpraxen der KV Berlin gesichert. Die COVID-Schwerpunktpraxen in Berlin haben Patienten hausärztlich versorgt, die aufgrund eines Verdachts auf bzw. einer Infektion mit dem Corona-Virus getrennt von infektionsfreien Patienten behandelt werden sollten. Bei der Konzipierung wurden insbesondere Aspekte wie Bestellwesen, Praxisräume und Verteilung über das Stadtgebiet einbezogen, um die Versorgung dieser besonderen Patienten-Gruppe in der ersten kritischen Phase der Corona-Pandemie sicherzustellen. Die Praxen bilden aber auch einen wichtigen Anlaufpunkt in der Versorgung von Post-COVID-Patienten.

In der Sparte „Versorgung kreativ“ ging das Baiersbronner Modell der Hausärzte am Spritzenhaus (regiopraxis) der KV Baden-Württemberg als Sieger hervor. In Baiersbronn wurde vor zehn Jahren am historischen Feuerwehrhaus („Spritzenhaus“) ein Gesundheitszentrum errichtet, um einer drohenden Unterversorgung entgegenzuwirken. In der Hausarztpraxis stellen elf Ärzte durch eine Arbeitsaufteilung untereinander und das Delegieren von Aufgaben an gut ausgebildetes medizinisches Fachpersonal eine zentrale Primärversorgung sicher. Derzeit arbeiten über 20 medizinische Fachangestellte im Team. Über Kooperationen werden jährlich über 30 Studierende ausgebildet. So wird ein Signal gegen Fachkräftemangel und Abwanderung gesetzt.

Das Zi hatte zu diesem Veranstaltungsformat bereits zum vierten Mal eingeladen. Zuletzt 2021 hatten niedergelassene Ärzte zwölf innovative Leuchtturmprojekte in der ambulanten Medizin vorgestellt.