Die offenen Vermittlungsanfragen für Augenarzttermine stiegen in den letzten Jahren, insbesondere im südwestsächsischen Raum, immer weiter an.

Da ambulanter und stationärer Sektor in diesem Fachbereich unter denselben strukturellen Defiziten leiden, heißt das Schlüsselwort Kooperation.

Durch intensive Bemühungen der KV Sachsen konnten vier Kliniken mit augenärztlichen Abteilungen in Aue-Bad Schlema, Glauchau, Plauen und Zwickau für ein gemeinsames Projekt gewonnen werden: die Gründung Ambulanter Versorgungs- und Weiterbildungszentren (AVWZ). In diesem Zusammenhang wurde ein stationär-ambulantes Verbundweiterbildungssystem durch die Kliniken etabliert, um zukünftige Fachärzte für Augenheilkunde umfassend auf eine ambulante Tätigkeit vorzubereiten.

Großräumigere Betrachtung der Versorgungssituation

Im Vorfeld waren schon verschiedene Maßnahmen, auch durch das Gemeinsame Landesgremium, eingeleitet worden, da sich die augenärztliche Versorgung im Direktionsbezirk Chemnitz, insbesondere in der Region Südwestsachsen, als schwierig erwiesen hatte. Dazu zählten spezielle Terminvermittlungen, die Einrichtung von Förderstellen für Ärzte, die Erteilung persönlicher Ermächtigungen für Ärzte an Kliniken und die Implementierung eines telemedizinischen Projektes im mittleren Erzgebirgskreis.

Zusätzlich wurde die notwendige Anpassung der Planungsbereiche vorgenommen. So trennte sich die KV Sachsen vom kleinräumigen Planungsansatz und gründete den neuen Planungsbereich Südwestsachsen. Dieser setzt sich aus den bisherigen Bereichen Aue-Schwarzenberg, Chemnitzer Land, Plauen/Vogtlandkreis und Zwickau zusammen. Angestrebt wird eine nachhaltige Stärkung der regionalen Strukturen. Dies erfolgt über eine enge Verzahnung des ambulanten und stationären Sektors mit den Zielen, ärztliche Kapazitäten gemeinsam zu nutzen und regionale Weiterbildungsstätten auszubauen. „Wenn es um die Patientenversorgung geht, sitzen wir alle in einem Boot“, sagt Carmen Baumgart, Geschäftsführerin der Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz der KV Sachsen.

Gründung Ambulanter Versorgungs- und Weiterbildungszentren

Erfreulicherweise konnten die Kliniken – die sich in unterschiedlicher Trägerschaft befinden – für das Konzept der ambulant-stationären Kooperation gewonnen werden, um die knappen ärztlichen Ressourcen zu bündeln. Letztlich wurde das Format gemeinsam entwickelt. Unterstützung gab es neben den Klinikleitungen insbesondere durch die jeweiligen Chefärzte der Augenkliniken, die das Projekt auch weiterhin intensiv begleiten.

Mit diesem Modell der AVWZ wird die augenärztliche Versorgung mit der Weiterbildung von Fachärzten gekoppelt. Insgesamt 16 Stellen für Weiterbildungsassistenten konnten besetzt werden. Damit verbindet sich auch die Perspektive, augenärztlichen Nachwuchs für die Region zu gewinnen und die Versorgung der Patienten nachhaltig sicherzustellen.

Seit dem Start im Oktober 2021 im Helios-Klinikum Aue und im Rudolf-Virchow-Klinikum Glauchau, im November im Heinrich-Braun-Klinikum Zwickau sowie im März 2022 im Helios Vogtland-Klinikum Plauen konnten schon über 7.700 Patienten erfolgreich vermittelt werden.

Steigerung der Attraktivität der Weiterbildungsregion Südwestsachsen

Dr. Dirk Ehrich, Chefarzt der Augenklinik am Helios Vogtland-Klinikum Plauen, schätzt ein, dass die neu geschaffenen Stellen gerade für junge Ärzte interessant sind. Dies hätten auch die außergewöhnlich vielen Bewerbungen für die Weiterbildungsstellen gezeigt. Doch die Assistenzärzte müssten auch fachgerecht betreut werden – dies sei eine Herausforderung für die Klinik. Unter Anleitung von Medizinern der Augenklinik übernehmen inzwischen vier Assistenzärzte in zwei neuen Praxen die Behandlung der Patienten. Damit ist gewährleistet, dass die Ärzte in Weiterbildung auch die Chancen und Herausforderungen einer Tätigkeit in der Niederlassung kennenlernen.