Sepsis als lebensbedrohlichen Notfall im Bewusstsein verankern

Ein großer Teil der durch Sepsis bedingten Todesfälle gelten als vermeidbar. Dazu ist es nötig, Sepsis als lebensbedrohlichen Notfall im Bewusstsein der Menschen zu verankern, denn eine Sepsis kann in jeder Lebenssituation und jedem Lebensalter auftreten. Der folgende Text soll Sie dafür sensibilisieren.

Vor vier Jahren verstarben Silja Greuner und ihr ungeborenes Kind im Krankenhaus aufgrund einer als Frühjahrsgrippe verkannten Sepsis innerhalb von 36 Stunden. Trotz sämtlicher Symptome erkannte keiner der sechs behandelnden Ärzte, dass es sich möglicherweise um eine Sepsis handeln könnte. Auch ihr Mann Joachim  hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie von dieser Krankheit gehört.

Sepsis: Viele vermeidbare Todesfälle

Sepsis zählt zu den häufigsten vermeidbaren Todesursachen. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 340.000 Personen an Sepsis. 80 Prozent aller Erkrankungen entstehen dabei außerhalb des Krankenhauses. Etwa 100.000 Menschen versterben an Sepsis, 75 Prozent der Überlebenden erleiden Langzeitfolgen.

Dramatisch ist zudem, dass ein nennenswerter Anteil dieser Todesfälle und der Langzeitfolgen vermeidbar wäre, wenn die Sepsis rechtzeitig erkannt werden würde. Leider werden jedoch zahlreiche Sepsis-Fälle viel zu spät erkannt. Grund hierfür ist mangelndes Wissen über Sepsis bei Laien, aber auch bei medizinischem Fachpersonal einschließlich Ärzten.

Dies ist kein spezifisch deutsches Phänomen. Allerdings haben andere Länder bereits begonnen, entschlossen gegenzusteuern. In Großbritannien finanziert die Regierung seit Jahren eine Kampagne mit Großplakaten mit der zentralen Frage: „Could it be Sepsis?“

„Deutschland erkennt Sepsis“

Ähnliches passiert nun auch in Deutschland. Im vom Bundesministerium für Gesundheit ko-finanzierten Projekt „Deutschland erkennt Sepsis“ arbeiten verschiedene Projektpartner seit 2021 und in den kommenden Jahren daran, mehr Bewusstsein für Sepsis in der gesamten Gesellschaft zu schaffen.

Die Sepsis Stiftung, die dieses Ziel seit ihrer Gründung 2012 verfolgt, ist im Rahmen des Projektes unter anderem für das Teilprojekt „Sepsis im Bereich der ambulanten Versorgung“ zuständig, in dem es darum geht, das Sepsis-Wissen außerhalb des Krankenhauses zu steigern.

Zum Einsatz kommen kann dabei beispielsweise die Sepsis-Checkliste – ein Aufklärungstool und eine gute Hilfe, um eine Sepsis frühzeitig zu erkennen und zu handeln. Die in ihr dargestellten Risikofaktoren, Infektions- und Sepsis-Warnzeichen basieren auf wissenschaftlichen Publikationen, Leitlinien sowie nationalen und internationalen Reports und Empfehlungen.

Trotz signifikanter Fortschritte gibt es im Bereich Sepsis auf allen Ebenen noch viel zu tun. Mehr dazu können Sie auf dem diesjährigen Welt-Sepsis-Tag erfahren, der am 12. September in Berlin stattfindet.